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collegium musicum

      lateinisch, “musikalisches Zusammentreffen, Versammlung, Vereinigung”

Collegium musicum war die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert vor allem im deutschsprachigen Raum gebräuchliche und im 20. Jahrhundert wieder entdeckte Bezeichnung für einen privaten Verband von Musikliebhabern.

Häufig stammten die Mitglieder aus bürgerlichem oder studentischem Umfeld und musizierten gemeinsam, jedoch konnten Collegia musica auch Zuhörer zulassen und nahmen vereinzelt Berufsmusiker auf.

Im 16. Jahrhundert waren Collegia musica überwiegend von Vokalmusik geprägt, ihre Blütezeit hatten sie jedoch im 17. und 18. Jahrhundert, wo sie sich vorwiegend mit instrumentalen Werken beschäftigten. Die ersten öffentlichen Konzerte eines Collegium musicum fanden 1660 in Hamburg unter der Leitung von Matthias Weckmann statt. Später wurde das 1701 von Georg Philipp Telemann in Leipzig gegründete und unter anderem von Johann Sebastian Bach weitergeführte Collegium musicum in der Öffentlichkeit bekannt.

 

Allwöchentlich am Freitagabend unterhielt Bach die vornehmen Gäste im Zimmermannschen Kaffeehaus auf der Leipziger Katharinenstraße mit den Orchesterkonzerten seines Collegium musicum. Weithin berühmt war dieses „Bachischen Collegium musicum“ – so berühmt, dass man während der Leipziger Messe zwei Konzerte wöchentlich veranstalten musste, um des Andrangs Herr zu werden. Zum guten Ruf trug nicht nur der berühmte „Dirigent“ bei, der sein Orchester natürlich nicht von vorne leitete, sondern als Konzertmeister von der ersten Geige aus oder als Solist am Cembalo. Auch die Mitglieder des Collegium musicum, bis zu 40 Studenten der Leipziger Universität, waren so brillante Musiker, dass sie nach dem Studium der Juristerei oft genug die Musik zum Beruf machten, wozu der Privatunterricht beim Thomaskantor nicht wenig beitrug. Last but not least, waren es prominente Gastsolisten, die den Glanz der Bachschen Orchesterkonzerte vermehrten, unter ihnen Johann Adolf Hasse und seine Gemahlin Faustina aus Dresden, der Lautenist Sylvius Leopold Weiss und der Geiger Franz Benda.

 

Im 19. Jahrhundert verlor sich die Bezeichnung „Collegium musicum“, bis 1908 Hugo Riemann wieder eine Vereinigung dieses Namens gründete und damit einen Anstoß für die Popularität dieser Benennung gab. Ein auf die Tradition des Bachischen Collegiums zurückgehendes und der historischen Aufführungspraxis verpflichtetes Neues Bachisches Collegium Musicum gründete sich 1979 in Leipzig.

collegium musicum aus “Gymnasium illustre” in Lauingen, Deutschland, 1590, Tempera auf Papier

 

collegium musicum in Jena um 175o:

Konzertprogramm vom 21.5.1951 unter der Leitung von Paul Hindemith in der Yale University, New Haven, Conneticut USA